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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Dienstag, 8. August 2017

SPIDER-MAN: HOMECOMING (3D, 2017)

Regie: Jon Watts, Drehbuch: Jonathan Goldstein, John Francis Daley, Jon Watts, Christopher Ford, Chris McKenna und Erik Sommers, Musik: Michael Giacchino
Darsteller: Tom Holland, Michael Keaton, Robert Downey Jr., Jacob Batalon, Laura Harrier, Jon Favreau, Marisa Tomei, Jennifer Connelly (Stimme), Kerry Condon (Stimme), Zendaya, Donald Glover, Tony Revolori, Bokeem Woodbine, Michael Chernus, Logan Marshall-Green, Garcelle Beauvais, Martin Starr, Kenneth Choi, Hannibal Buress, Hemky Madera, Tyne Daly, Angourie Rice, Michael Mando, Laura Harrier, Gwyneth Paltrow, Chris Evans, Stan Lee
 Spider-Man: Homecoming
(2017) on IMDb Rotten Tomatoes: 92% (7,7); weltweites Einspielergebnis: $880,2 Mio.
FSK: 12, Dauer: 134 Minuten.

Peter Parker (Tom Holland, "The Impossible") ist ein 15-jähriger Schüler in New York. Er ist aber auch Spider-Man, was zunächst jedoch nur sein Mentor Tony Stark (Robert Downey Jr., "Sherlock Holmes") und dessen früherer Sicherheitschef Happy Hogan (Jon Favreau, "Kiss the Cook") – Peters direkter Ansprechpartner – wissen. Nachdem er Tony und seinen Freunden (in "Captain America 3: Civil War") beim Avengers-Kampf auf einem deutschen Flughafen half, hat Peter Gefallen am Heldenleben gefunden und kann kaum auf eine neue Mission warten. Tony erwartet von ihm hingegen, erst einmal sein Leben an der Highschool weiterzuführen und sich langsam mit eher ungefährlichen Einsätzen gegen Kleinkriminelle als "die freundliche Spinne von nebenan" zu etablieren. Notgedrungen tut Peter das, während er gleichzeitig versucht, das Herz der ein wenig älteren Schulschönheit Liz (Laura Harrier) zu gewinnen und sich gegen den mißgünstigen Mitschüler Flash (Tony Revolori, "Grand Budapest Hotel") zu wehren. Doch dann stößt Peter zufällig auf die Bande von Vulture – eigentlich der frühere Bauunternehmer Adrian Toomes (Michael Keaton, "Birdman"), der von Tony Stark unwissentlich in den Ruin getrieben wurde und seitdem als Händler von Alienwaffen eine gute Einkommensquelle in der New Yorker Unterwelt gefunden hat – und setzt es sich gegen Tonys ausdrückliche Anweisung in den Kopf, diese im Alleingang dingfest zu machen …

Kritik:
Nachdem Tom Holland in "Captain America 3" als bereits dritter Spider-Man-Darsteller in nur 15 Jahren seinen Einstand gab, muß er sich in "Spider-Man: Homecoming" zum ersten Mal als Hauptdarsteller im Marvel Cinematic Universe beweisen – wenn auch mit durchaus tatkräftiger Unterstützung durch Robert Downey Jr. alias Tony Stark. Und Holland erweist sich der Aufgabe als problemlos gewachsen, mit Charme und jugendlichem Elan schwingt er sich durch eine für MCU-Verhältnisse erfreulich bodenständige Geschichte. Diese verbindet Elemente von 1980er Jahre-Highschool-Komödien geschickt mit den üblichen Superhelden-Tropen – angesichts der rekordverdächtigen Anzahl von sechs Drehbuch-Autoren sogar überraschend geschickt und wartet auch noch mit einem sehr überzeugenden Gegenspieler auf. Ja, dieses (Solofilm-)Debüt ist definitiv gelungen und zeigt nach dem ähnlich starken "Doctor Strange" ganz nebenbei ein weiteres Mal auf, daß man bei Marvel aus den kleinen Fehlern der MCU-Anfangszeit (als die Debütfilme der einzelnen Superhelden nicht immer auf der ganzen Linie überzeugen konnten – siehe "Captain America" oder "Thor") gelernt hat.

Im Grunde genommen ist nichts an der "Homecoming"-Story sonderlich originell, aber da die Verpackung stimmt, ist das Resultat ausgesprochen unterhaltsam ausgefallen. Das liegt auch daran, daß man den Fehler des "The Amazing Spider-Man"-Reboots vermeidet und nicht schon wieder erzählt, wie der Schüler Peter Parker zu Spider-Man wird – sollte es tatsächlich noch Uneingeweihte geben: Als sein bester Freund Ned (Jacob Batalon) die Wahrheit herausfindet, erzählt ihm Peter eine Kurzfassung der Geschichte –, sondern sich stattdessen lieber direkt in seinen Konflikt zwischen Superhelden- und Schüler-Dasein stürzt. Ein gewisser Größenwahn ist dabei zunächst nicht hilfreich, denn nach seinem Einsatz im Avengers-Bürgerkrieg will Peter mit seinem nagelneuen Hightech-Anzug  naheliegenderweise weitere Großtaten vollbringen und sich keineswegs – wie von Tony gefordert – auf die Jagd nach Kleinkriminellen beschränken. Der Highschool-Part der Geschichte hat derweil auch nichts wirklich Neues zu bieten, kommt jedoch mit den erwähnten Anleihen bei den 1980er Jahre-Jugendfilmen eines John Hughes (auf einem Fernseher im Hintergrund läuft in einer Szene sogar "Ferris macht blau"!) ausgesprochen charmant und amüsant daher, zumal die Schülerrollen gut besetzt sind und auch nicht zu kurz kommen. Laura Harrier gibt als Liz ein sehr sympathisches Love Interest für Peter ab, während Ned gekonnt den klassischen Sidekick gibt respektive "den Mann im Stuhl", der per Computer alles im Blick behält und Peter entscheidende Hinweise gibt (wie Ned selbst es formuliert). Am interessantesten unter den Schülern ist jedoch die schlaue Michelle (Disney-Star Zendaya aus der TV-Serie "K.C. Undercover"), die vermutlich in der Fortsetzung eine deutlich größere Rolle spielen wird. Ich persönlich finde ja ein paar Klischees innerhalb dieses Teils der Handlung – etwa, daß Peter wegen seiner Superhelden-Tätigkeit immer wieder wichtige Teenager-Termine verpaßt – auf Dauer etwas lästig, aber das gehört zu den Spider-Man-Geschichten wohl einfach dazu …

Ebenso wie die Highschool-Handlung kommt dem langjährigen "Spider-Man"-Kenner natürlich auch Peters Training der neuen Fähigkeiten bekannt vor – vor allem aus Sam Raimis "Spider-Man" von 2002 –, durch den Hightech-Anzug gibt es aber genügend Unterschiede. Außerdem ist der Film auch in diesem Bereich einfach sehr unterhaltsam in Szene gesetzt, was ebenso Hollands charmant jugendlich-unbedarfter Darstellung Peter Parkers zu verdanken ist (wenn er zum Beispiel gleich zu Beginn die Ereignisse aus "Civil War" rekapituliert, der er per wackligem Smartphone-Videotagebuch festgehalten hat) wie dem guten Einsatz der 3D-Effekte. Und dann wäre da ja noch der Antagonist, der Peter nach einer eher zufälligen Begegnung dazu verleitet, mehr zu riskieren als es in seinem frühen Superhelden-Stadium klug wäre: Mit Adrian Toomes alias Vulture gibt es endlich mal wieder einen richtig guten (zudem superkraftfreien) Bösewicht im MCU. Zwar erreicht er erwartungsgemäß nicht den Unterhaltsamkeitsgrad eines Loki, hebt sich als geerdeter, realitätsnaher Gegenspieler mit bodenständigen, nachvollziehbaren Motiven und Ambitionen (wenn sie auch nicht übermäßig einfallsreich sind) von den üblichen Comic-Bösewicht-Stereotypen ab. Er selbst sieht sich gar nicht als Bösewicht, da er sich zu seinem Handeln gezwungen fühlt – um sich um seine Familie kümmern zu können, nachdem Stark ihn ruiniert hat –, sich sowieso nur als Zwischenhändler ohne Verantwortlichkeit für die Taten der Käufer sieht und selbst seinen ersten Mord nur aus Versehen begeht. Eine gute Entscheidung der Filmemacher ist es zudem, Vulture mit einem eigenen kleinen Team auszustatten, dessen Mitglieder zwar erwartungsgemäß weniger Screentime erhalten als Peters Freunde, aber doch genügend, um ein bißchen eigenes Profil zu entwickeln. Und Vulture wirkt ein bißchen wie eine kleinere, vernünftigere und pragmatischere Version von "Civil War"-Antagonist Baron Zemo und ist damit ein Antagonist, mit dem man durchaus mitfühlen kann. Er ist nicht blutrünstig und hat es keineswegs auf Tod und Zerstörung abgesehen, ja er versucht sogar einiges, um Spider-Man nicht töten zu müssen. Sollte Vulture noch einmal in einem MCU-Film zurückkehren, könnte das auf jeden Fall noch sehr interessant werden. Und dank der hervorragenden Besetzung mit dem spielfreudigen Ex-Batman Michael Keaton gibt es den besten Moment zwischen Vulture und Spider-Man gar völlig actionfrei in einem Auto – der eigentliche Showdown dagegen kommt enttäuschend konventionell daher, ist dafür aber (anders als bei zu vielen Superhelden-Filmen) wenigstens nicht zu sehr in die Länge gezogen. Unter dem Strich ist "Homecoming" in meinen Augen zwar nicht der beste Spider-Man-Film (das bleibt Raimis "Spider-Man 2"), übertrifft aber die beiden "The Amazing Spider-Man"-Versuche recht locker und macht definitiv Lust auf mehr.

Fazit: "Spider-Man: Homecoming" ist mit einer gekonnten Mixtur aus Highschool-Komödie und rasantem Actionfilm ein sehr spaßiges Superhelden-Abenteuer, dessen Humorreichtum sowie die charismatischen Pro- und Antagonisten großzügig über eine wenig bemerkenswerte Story hinwegsehen lassen.

Wertung: 8 Punkte.


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